marți, 19 martie 2013

Compozitori romani la Viena

Dr. Ana Szilágyi, compozitoare si muzicolog, profesor invitat la universitatea din Viena, este invitata Contemporania de astazi. Ana  a realizat o ampla cronica a concertului din 23 februarie 2012, Viena, Alte Schmiede. Varianta in limba romana a aparut in Observator Cultural, aici vom publica de asta data varianta in limba germana.
 (foto: Sabina Ulubeanu)

 
Neue Musik aus Rumänien in der Alten Schmiede in Wien

Gerald Resch, Kurator und Moderator der Konzerte in Wiens kleinem aber feinem Konzertsaal Alte Schmiede, hatte zu einem viertägigen Festival besonderer Art – „Gemischter Satz“ – eingeladen. Im letzten Konzert dieses Festivals (23. Februar 2013) waren neue Werke von sieben rumänischen KomponistInnen unterschiedlichster Generationen zu hören. Das Konzert wurde vom Flötisten Matei Ioachimescu und der Pianistin Catalina Butcaru in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft und mit dem Rumänischen Kulturinstitut in Wien organisiert. Gespielt hatte das Ensemble „Green Thing“, das neben Ioachimescu und Butcaru aus dem Violinisten Paul Rosner und der Cellistin Ana Topalovic besteht. Zu einer der Eigenarten neuer rumänischer Musik gehört das Festhalten am Melodischen oder an klassischen Formprinzipien, dies indessen in Verknüpfung mit neuesten Techniken und Kompositionsprinzipien. Wie spannend solche Mischung von Archaik und Neuheit sein kann, wenn es lebendig und inspiriert komponiert ist und entsprechend von Interpreten dargeboten wird, war  am 23. Februar in Wien zu hören. 
Das Konzert begann mit Furia für Flöte, Violine, Cello und Klavier von Dan Dediu, Kompositionsprofessor und Rektor der Nationalen Universität für Musik in Bukarest. Peter Sloterdijks Zorn und Zeit gab dem Stück die Initialzündung, wobei die extremen Dissonanzbildungen und das ausdauernd schnelle Tempo Sloterdijks Titel unschwer erahnen ließen.
Das zweite Stück war Wu Li für Violine und Cello und wurde von Violeta Dinescu komponiert. Sie lebt und arbeitet in Deutschland (als Professorin für angewandte Komposition an der Universität in Oldenburg) und widmet sich besonders der Förderung der osteuropäischen Musik im Ausland – mit dem Schwerpunkt rumänische Musik. Wu Li (1632-1718) ist von dem Maler und Dichter Wu Li beeinflusst, dessen Bilder in helle Klänge verwandelt wurden, mit einer folkloristisch-orientalischen Nuance.
Das nächste Stück, Sonate für Flöte und Klavier stammt aus der Feder von Cristian Lolea, einem der bekanntesten Komponisten der jüngeren Generation. Die geflüsterten Töne der Flöte kontrastieren mit den späteren „Fluten“ des Klaviers. Komponiert in einem modernen, zeitgenössischen Ton gibt es dennoch eine Beziehung zur (klassischen) Sonatenform, spürbar besonders durch Kontrastierungen.
Celliphonia für Cello, Zuspielung und Live-Elektronik von Calin Ioachimescu ist eine revidierte Fassung des mit dem gleichen Titel 1988 entstandenen Stücks. Calin Ioachimescu folgt der französischen spektralen Richtung (er hat Musikinformatik am IRCAM in Paris studiert). Heute ist er Tonmeister beim rumänischen Rundfunk und Leiter des Elektroakustischen Studios des Komponistenverbands in Bukarest. Celliphonia war das einzige elektronische Stück des Abends, was nicht bedeutet, dass diese Richtung in Rumänien eine untergeordnete Rolle spielt.
Crystals für Flöte und Klavier von Doina Rotaru brachte zarte Klänge und Effekte ein, die auf Volksinstrumente hinweisen. Man kann in ihrem Stück Melodiebrüche erkennen, deren Herkunft jedoch undeutlich bleiben sollen. Es scheint eine uralte Musik zu werden, außerhalb von Zeit und Raum. Man könnte sagen, dass Doina Rotaru eine archetypische Musik mit den neuen Mitteln der 20. und 21. Jahrhunderts anstrebt.
Danach folgte ein kurzes Gespräch zwischen dem Moderatoren Gerald Resch und der Komponistin Sabina Ulubeanu über das Thema "Komponistinnen in Rumänien". Die relativ große Anzahl der Komponistinnen, die am Abend aufgeführt wurden (vier von sieben), scheint ungewöhnlich in Österreich zu sein. In Rumänien gibt es zahlreiche erfolgreiche Komponistinnen, ein Aspekt der vermutlich seltsamerweise auf die kommunistische Zeit zurück geht, auf den 8. März der 70er und 80er Jahre, wo eine Hommage an die "Arbeiterinnen" durch den Diktator Ceaușescu stattfand. Unabhängig von dem damaligen politischen Sachverhalt (und glücklicherweise unbeeinträchtigt geblieben) gab es eine große Komponistin und Pädagogin, Myriam Marbe (1931-1997), die zahlreiche Komponistinnen an der Musikuniversität ausgebildet und ermutigt hat, Komponistinnen die heute anerkannt sind. Eine davon ist Violeta Dinescu.
Sabina Ulubeanu war zwar nicht Myriam Marbes Studentin, aber sie hat sie gut gekannt und ihr das Stück Raum und Liebe für Flöte, Violine, Cello und Klavier gewidmet. Sabina Ulubeanu befasst sich mit der Zeit und mit den Funktionen des Gedächtnisses. Ihrer Meinung nach lässt die Liebe Spuren im Raum. Aus diesen Spuren besteht das Gedächtnis. Ich fand einen Abschnitt des Stücks interessant in dem die Komponistin einen Stil der Spielmänner in die Streichinstrumente einbringt, was mich an G. Enescu erinnerte.
Der Abend wurde mit dem Stück Tremurcutremur für Flöte, Violine, Cello und Klavier von Diana Rotaru, der jüngsten Komponistin des Abends, beendet. Der Titel besteht aus zwei Wörtern: tremur = Zittern, Beben und cutremur = Erdbeben. Das Beben – eine vibrierende Linie – wird in ein Erdbeben verwandelt – ein ausbrechender Vulkan.
Am Schluss lässt sich sagen, dass dieses Konzert in der Alten Schmiede erfolgreich war und die unterschiedlichen Kompositionen gut ankamen, nicht zuletzt auch dank der ausgezeichneten Leistung des Ensembles „Green Thing“.

Dr. Ana Szilágyi